Seit fünf geschlagenen Tagen bin ich schon in Kuala Lumpur, der einwohnerstärksten Stadt Malaysias. Es gibt hier Sehenswürdigkeiten im Überfluss, so viel zu tun… Und doch habe ich bis auf eine Auswahl von Krankenhäusern noch kaum was gesehen. Ich bin krank. Das, ja das war dem Taxifahrer egal!
Auf den Rat eines Freundes hin begab ich mich gleich bei Ankunft zum Chinatown von Kuala Lumpur. Sehr zentral gelegen bietet dieses Quartier direkten Anschluss an das Schienennetz und auch diverse Sehenswürdigkeiten sind innert kürzester Zeit erreichbar. Kaum zweimal umgedreht fand ich auch schon ein passendes Bed and Breakfast. Wie angerührt wurde mir dann schwarz vor Augen, als ich mir gerade etwas gegen den knurrenden Magen suchte.


Drei Stunden später lag ich im bequem eingerichteten Gemeinschaftsraum meines Hostels und jedes Kissen worauf ich meinen Kopf legte schien zu brennen. Fieber, dachte ich, ganz klar. Aber morgen ist das wieder weg…
Das kam dann leider anders. Am Tag darauf hatte ich immer noch 39° Fieber, ich war unsicher auf den Beinen, Durchfall kam hinzu. In der folgenden Nacht wurden die genannten Symptome so schlimm, dass die Mitarbeiter der Unterkunft darauf bestanden, mich in ein Krankenhaus zu bringen. Eine Taxifahrt und vier schmerzhafte Nadeln später lag ich auf einem Krankenbett mit einer Infusion in der Hand. „Zur Rehydration“ wurden mir zwei Flaschen durchsichtige Flüssigkeit ins Blut gelassen.
Der ganze Aufenthalt dauerte etwa vier Stunden und kostete mich umgerechnet 75 Franken. Fair!
Trotz Medikamenten ging es weiter bergab, so besuchte ich am folgenden Tag erneut ein Spital. Ein anderes diesmal. Zwei Mitarbeiter vom Hostel hatten mich beim ersten Spital begleitet und waren scheinbar mit dem Personal nicht zurechtgekommen. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden, also riefen die Hostelmitarbeiter wieder ein Taxi für mich, dasselbe wie am Vortag. Das sei ein sehr gutes Taxi, dem sie vertrauen.


Ich fuhr also mit dem vertrauenswürdigen Taxifahrer zu Spital Nr. 2 und wurde dabei nur etwa fünf Mal fast an die Decke geschleudert, weil er über die Speed Bumps raste. Spital Nr. 2 sah schrecklich aus: Dreckig, unprofessionell, heruntergekommen. Das sah zum Glück auch mein scharfsinniger Taxifahrer, also sausten wir etwa dreissig Minuten zu Spital Nr. 3. Mangels eigenen Handys (bzw. lokaler SIM) gab mir der grosszügige Taxifahrer bei der Ankunft sein altes und erklärte mir, ich solle ihn anrufen, sobald ich fertig sei. Er würde mich abholen und zurückbringen, sagte er, dann rauschte er auch schon wieder davon.
Nach einer Stunde Wartezeit wurde mir Blut abgenommen, unglaublich kurz danach das Resultat mitgeteilt: Ich habe Denguefieber.
Verflucht. Mit Dengue ist das so ne Sache: Das erste Mal ist es nicht so schlimm (aber doch schon schlimm genug) wie beim zweiten Mal, denn beim zweiten Mal kann es wirklich lebensbedrohlich werden. Denguefieber wird per Moskitostiche verbreitet. Von der Singapurischen Moskitofreiheit verwöhnt hatte ich mir wohl erst zu spät einen Insektenspray gekauft…


Der Arzt versicherte mir, dass es kein Heilmittel dagegen gäbe ausser Abwarten und extrem viel Trinken. Zu diesem Zeitpunkt war ich seit drei Tagen krank und ich würde es noch zwei bis sieben weitere Tage bleiben (Gesamtdauer 5-10 Tage). In dieser Zeit, so fuhr der kompetent wirkende Arzt fort, müsse ich jeden Tag in ein Spital, um das Blut zu checken.
Gut, nein nicht gut, aber jetzt wusste ich wenigstens, was es war. Ich ging zurück in den Warteraum und rief den zuverlässigen Taxifahrer, der mir ins Ohr schrie, dass er gerade weit weg sei, aber in etwa dreissig Minuten da sein würde. Eine Stunde vestrich und der pünktliche Taxifahrer erschien nicht. Es war mitten in der Nacht, ich war müde und krank. Ich rief den verständnissvollen Taxifahrer nochmal an, verstand aber ausser „10 minutes“ nichts.
Ein junger Mann, der am Schalter des Krankenhauses arbeitete kam nun schon zum zweiten Mal zu mir rüber. Zuerst hat er gefragt, worauf ich warte, ich antwortete wahrheitsgemäss. Jetzt bot er mir an, mich zu fahren, was ich freundlich ablehnte.
Zwanzig weitere Minuten vergingen und der glaubwürdige Taxifahrer war noch immer nicht aufgekreuzt. Ich rief ihn ein letztes Mal an um ihm mitzuteilen, dass ich eine andere Mitfahrgelegenheit suchen würde. Da war er plötzlich nicht mehr so charmant. So verfluchte mich der schäumende Taxifahrer gute zehn Sekunden lang und nannte mich… so einiges, bevor er schliesslich ohne Gruss auflegte.


Der junge Mann vom Schalter fuhr mich dann zurück zum Hostel. Der war cool. Ich bot ihm Geld an, doch er wollte nichts. Die (wirklich!) freundlichen Mitarbeiter vom Hostel hatten bereits von meinem Abenteuer mit dem tollwütigen Taxifahrer Wind bekommen, erzählten mir nun aber eine komplett andere Geschichte, nämlich die des verlogenen Taxifahrers. Ich erzählte ihnen meine Sicht der Dinge, lies das Handy des verfluchten Taxifahrers zur Abholung an der Reception und ging schlafen.
Seither bin ich entweder hier im Hostel oder im Spital, für den Bluttest. Dieses Hostel ist wirklich die beste Unterkunft, in der ich bisher war. Klar, das heisst nicht viel, weil ich erst in vier Hostels war, doch es ist wirklich alles sehr sauber, der ganze Komplex ist renoviert und modern eingerichtet, das Personal überaus hilfsbereit und zuvorkommend. Es ist richtig heimelig hier, auch die anderen Bewohner sind immer nett, wenn auch ein wenig abgeschreckt von meinem Zustand. Ich werde hier nach Möglichkeit noch bleiben, bis ich aus Kuala Lumpur abreise.


Täglich ins Spital zu gehen nervt ein wenig, weil das Unterfangen jeweils mindestens drei Stunden Wartezeit beinhaltet, aber es geht halt nicht ohne. Ich fühle mich schon wieder etwas besser, es wird aber noch eine Weile dauern bis ich wieder ganz fit bin. Dann kann ich mir endlich Kuala Lumpur ansehen. Und darüber schreiben, natürlich 🙂
Ach ja, ich konnte die Bilder von Singapur endlich auf Flickr hochladen. Wegen dem Denguefieber war ich oft tagsüber im Hostel und hatte die Internetverbindung ganz für mich alleine. Perfekt!